Mit der ersten Staffel von Watchmen kam im November 2019 eine neue Serie von HBO auf unsere heimischen Endgeräte. Eine Serie, die mal wieder Kritiker und Zuschauer spaltet. Die Kritiken sind mehr als begeistert, die Zuschauerwertungen eher durchwachsen. Das liegt daran, dass Watchmen keine all zu leichte Unterhaltung bietet und der Mehrwehrt der sich nur jemanden ergibt, der auch darüber nachdenkt.
Mit Watchmen wurde ein weiterer Comic aus dem DC-Universum als Serie umgesetzt. Diesmal aber nicht von Amazon oder mittelgroßen TV Sendern, wie CW, sondern von DEM Marktführer für hochwertige Serien, HBO. Dies hilft auch dem Ansehen des Comicriesen, denn nun wurde seit langem mal wieder eine Umsetzung angestoßen sich nicht dem klassischen trashy-Look bedient, wie beispielsweise Green Arrow, Flash oder Doom Patrol. Gott sei Dank!
Die Rahmenhandlung von Watchmen
Watchmen spielt im Jahre 2019, also mehr als 30 Jahre nach den Geschehnissen des Kinofilms. Die gesellschaftliche Ordnung in der USA ist nun deutlich komplexer. Präsident Robert Redford erlebt mittlerweile sein dreißigstes Jahr als Präsident. Ein Präsident, der sich in seiner Amtszeit dafür einsetzte die farbigen Mitbürger für Generationen der Sklaverei und Rassismuses dadurch zu entschädigen, dass diese keine Steuern zahlen müssen. Dem gegenüber steht eine neue rechte Bewegung, die siebte Kavallerie, die an eine Neuauflage des Kuk Klux Klans erinnert. Dadurch schafft die Serie eine ständige gereizte Atmosphäre, die hervorragend unseren gesellschaftlichen Ist-Zustand spiegelt. Somit bedient sich Watchmen einem sehr aktuellen Thema ohne aber dabei sich auf eine Seite zu schlagen. Mehrfach werden die Argumente beider Seiten beleuchtet und diese bis zum Ende zu bewerten.
Watchmen tauscht dabei auch mal Täter-Opfer-Rollen aus, wie es in den sozialen Netzwerken täglich passiert. So geschieht es, dass sich ein weißer Suprematist als Opfer von racial-profiling identifiziert, während er von einem schwarzen Polizisten bei einer Verkehrskontrolle angehalten wird. Aber wie die Ironie der Serie es will, zieht der Polizist den kürzeren, weil dieser, aufgrund der verschärften Waffengesetze, seine Pistole nicht rechtzeitig durch die Zentrale entsichert bekommt. Diese aufgeheizte Stimmung bildet den Rahmen der Handlung von Watchmen.
Was passierte mit den Watchmen des Films?
Die Watchmen des bekannten Films sind nach über 30 Jahren selbst nahezu Geschichte. Sie älter geworden und spielen in der Gesellschaft keine so entscheidende Rolle, wie es in den 80er Jahren der Fall war. Rorschach ist tot, Nightowl eingesperrt und Dr. Manhatten scheinbar immer noch in seinem selbstgewählten Exil auf dem Mars. Ein paar andere Charaktere, wenn auch neu besetzt, finden den Weg in die Serie wieder zurück. Welche das sind, wird aus Spoilergründen aber hier verschwiegen.
Die neuen Charaktere bieten allerdings ebenso viel Tiefe, wie es bei der Kinovorlage der Fall war. Wir begleiten Protagonisten Sister Night bei ihrer Arbeit, der Unterstützung der örtlichen Polizei und in ihrem Privatleben. Dabei erleben wir einen unglaublich vielschichtigen Charakter mit einer interessanten Hintergrundgeschichte. Ähnlich ergeht es uns auch mit den Nebenrollen. Spielerisch mit großen Schauwert.
Watchmen ist keine Superhelden-Serie
Watchmen bleibt seiner Comicvorlage sehr treu. Superhelden werden seit langem zwiespältig betrachtet. Man kennt mittlerweile mehr Facetten der Helden, so war der Comedian ein Rassist und Vergewaltiger, so nutzen Figuren die Looking-Glas nicht freigegebene Verhörmethoden, die stark an den Voigt-Kampff-Test aus Blade Runner erinnern. Man hat verstanden, dass eine Maske dich nicht automatisch über das Gesetz stellt. So werden nun auch Vigilanten, die mit guter Absicht handeln, aber dies mit falschen Mitteln tun, ebenso zur Rechenschaft gezogen, wie normale Gauner. Soweit bleibt die Serie auch der Vorlage treu.
Die Erzählstruktur ist Serie ist zudem, ähnlich wie bei The Witcher, nicht liniar und verknüpft ähnlich wie sein Konkurrent, mehrer Handlungsstränge, die in einander fließen. Dies ist ein gutes Stilmittel um den Zuschauer Denkleistung abzuverlangen. Watchmen verlangt dann aber durch seine Aktualität und die zahlreichen Details und Zwischentöne, dem Zuschauer ab, als es andere neue Serien-Produktionen 2019 taten. Ein wahres Fest für Jene, die sich noch Zeit für bewusstes Schauen nehmen.
Dabei wandelt die Serie immer mal zwischen den Genres, von Krimi zu Mystery oder Superhelden-Genre. Dies schaft die Serie ohne überladen zu wirken und spielt dabei die Stärken seines Stoffes immer wieder aus. Die Kombination aus der Vorlage und der Neu-Interpretierung in unsere aktuelle Gesellschaft machen den Erfolg dieser Serie aus. Damit hat HBO es tatsächlich geschafft in 2019 in zwei großen Kategorien zu punkten. Serie und Mini Serie (Chernobyl).
Kritik der „Fans“
Gerade auf IMDB sieht man, deutlich an den Userkritiken, warum diese so durchwachsen sind. Ich habe mir die Zeitgenommen und mir einen Großteil der Userbeiträge angesehen und stellte fest, dass der durchwachsene Durchschnittswert vor allem zwei Kriterien geschuldet ist. Zum einen wird die Serie als stark linksorientiert interpretiert, was tatsächlich absolut falsch von diesen Usern wahrgenommen wird. Zum anderen weil sich viele von der Kinoqualität des Zack Snyder Films nicht lösen können.
Zugegeben, die visuellen Effekte sind stark limitiert, werden aber aber auch nicht benötigt. Watchmen ist kein Batman und die Justice League ist kein Watchmen.