Mit The Boys hat Amazon einen riesigen Serienhit gelandet. Diesen hat keiner kommen sehen, umso mehr freut mich darüber schreiben zu dürfen. The Boys ist eine Serie für das erwachsene Publikum und verdient seine 18er Freigabe völlig zu Recht. Da dieses Review nicht ganz ohne Spoiler auskommt, nur das wichtigste von Vornherein: Ja, es lohnt sich diese Serie zu sehen, nicht nur für die Fans der Comicvorlage.
The Boys ist eine Amazon Produktion, vermutlich die bisher beste in der Sparte „Serien“. Dies belegen auch die Zahlen. Bereits zwei Wochen nach dem Start von The Boys, war die erste Staffel bereits die meistgesehene Eigenproduktion von Amazon. Die Erfolgsfaktoren sind dabei mannigfaltig. Die Serie macht sehr vieles gut und nur wenige Sachen stoßen mir auf. Was dies ist und vor allem worum es in dieser Serie geht erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Die Story / Vorlage von The Boys
Die Serie The Boys beruht auf der gleichnamigen Comicvorlage des Comocautors Garth Ennis. Die erste Staffel beginnt vor allem mit der Charaktereinführung von Hughie Campbell. Hughie ist in seinen frühen 20ern und derzeit meiner seiner Freundin Robin glücklich verliebt. Eines Tages kommt seine Freundin durch einen „Sup“ names A-Train um. A-Train, eine Parodie von Flash aus dem DC Universum, rennt unter Einfluss von Drogen, durch Robin einfach durch. Hughie, gespielt von Jack Quaid, muss dies mit ansehen. Obwohl die Schuldfrage eigentlich geklärt sein müsste, kommt der Superheld straffrei davon. Dieser Umstand macht Hughie heftig zu schaffen.
Kurz nach dem Vorfall, wird Hughie auf seiner Arbeit von einem Fremden angesprochen, der sich als FBI Agent ausgibt und Hughie darüber aufklärt, dass er gegen diese Superhelden-Riege ermittelt. Hughie sofort bereit zu helfen und platziert bei einem Treffen im Hauptquartier dieser scheinbaren Superhelden eine Wanze. Leider bleibt dies durch einen anderen Sup nicht unbemerkt. Der unsichtbare Mann namens Translucent, auch eines der sieben Mitglieder dieser Superhelden Liga (deutliche Paradie auf die Justice League von DC), stellt Hughie noch am selben Abend zur Rede und greift ihn brutal an. Der angebliche FBI Agent Butcher, gespielt von Karl Urban, kommt dabei Hughie zur Hilfe. Beide können den Sup gefangen nehmen und müssen diesen dann vor den anderen Superhelden verstecken.
Dabei beginnt ein Katz und Maus Spiel, in dem man sich gegenseitig versucht zu jagen. Der Kopf der Seven (so der Name der Superheldenliga), vertreten durch Homelander, gespielt von Antony Starr, versucht die Kidnapper zu finden, während die Kidnapper versuchen weitere Sups aus dem Verkehr zu ziehen. Dabei vergrößert sich die Gruppe der Kidnapper um weitere Charaktere, wie beispielsweise dem Franzosen Frenchie, Mother’s Milk und Kimiko.
Grund für die Hetzjagd gegen die Superhelden, ist deren besonderer Status, der sie scheinbar immun macht gegen die Verfolgung von Kollateralschäden. Butcher hat auch persönliche Gründe sich an Homelander zu rächen, doch welche diese sind, werde ich hier aus gutem Grund nicht spoilern.
Der besondere Reiz der Serie
Die Serie vereint, vor allem inhaltlich, einige interessante Motivationen miteinander. So beispielsweise die Kritik an Personenkult, Kritik am Kapitalismus und vieles mehr. Superhelden sind in erster Linie für den Autor herangezüchteter Personenkult und dieser birgt, vor allem wenn er wirtschaftlich ausgeschlachtet wird, eine Menge gefahren. Die Superhelden in The Boys sind eine deutliche Parodie auf die Justice League. Das versucht man auch gar nicht zu verstecken sondern trägt es offensiv vor. So ist beispielsweise Homelander eine eins zu eins Kopie von Superman, nur ohne dessen Integrität und Empathie. The Boys thematisiert dadurch einen sich entwickelnden Größenwahn, der entsteht, wenn zuviel Macht auf geringes Verantwortungsbewusstsein trifft.
Hierbei sticht vor allem das Schauspiel von Antony Starr, dem Homelander Darsteller deutlich hervor. Diese Charakter fasziniert und verstört in nahezu gleichem Maße. Aber auch fast der ganze Rest des Casts kann die notwendigen Emotionen perfekt transportieren. Ebenfalls erfrischend ist die Zwanglosigkeit, mit der die Dialoge transportiert werden. Man hat oft das Gefühl, dass komplexe Proble hier von Leuten mit einer gewissen Grobschlacht angegangen werden. Zwar sind die Dialoge dadurch manchmal stumpf, transportieren aber dadurch auch den gewissen Charme der handelnden Personen.
Nach dem letzten Jahrzehnt in dem Superhelden im Kino permanent abgefeiert wurden und durch Marvel und DC omnipräsent waren, erfrischt diese neue Herangehensweise an das Superheldengenre.
Schwächen von The Boys
Wirkliche Schwächen der Serie konnte ich nicht ausmachen. Die Prämisse, dass Macht korrumpiert, ist zwar weder neu noch kreativ, ebenso wenig die Kapitalismuskritik, aber die Präsentation des Gesamtproduktes lässt mich problemlos darüber hinwegsehen. Der ein oder andere Fan der Vorlage könnte durchaus kritisieren, dass man sich bei der Neuinterpretation der Charaktere etwas weit aus dem Fenster gelehnt hat, aber wenn jemand Erfahrung mir Neuauslegungen haben sollte, dann wohl die Comicfans.
Ich schaue derzeit The Boys zum zweiten Mal kurz hintereinander, das ist für mich meistens das beste Zeichen, das so viel offensichtlich nicht verkehrt gemacht wurde. Die Gewaltdarstellung ist sehr explizit und die 18er Freigabe durchaus berechtigt. Verstörend ist diese aber nicht, man merkt aber dennoch deutlich, dass diese überzogen wurde um zu unterhalten. Tatsächlich tut sie auch genau das.