Ready Player One ist der Versuch von Steven Spielberg auf den Retro-Popkultur-Referenz-Zug aufzuspringen, den bereits Adam Sandler und viele andere gefahren haben. Ready Player One ist die neue verfilmte Abenteuergeschichte des besten Geschichtenerzählers den wir mit Steven Spielberg haben, aber hat er sich diesmal beim Material vergriffen?
Steven Spielberg erzählt richtig gute Geschichten, wie beispielsweise in E.T. – Der Außerirdische, Indiana Jones, Die Abenteuer von Tim und Struppi oder Jurassic Park. Doch diese Beispiele haben eines gemeinsam, sie spielen in einer Zeit, in der die Digitalisierung, insbesondere der, der Spielewirtschaft, noch nicht so stark vorangetrieben wurde. Mit dem jetzt vorliegenden Stoff scheint sich Spielberg in ein Terrain zu bewegen, mit dem er selbst viel zu wenig Berührung hat. Dies sorgt dafür, dass er seine Zielgruppe nicht richtig einschätzen kann und dadurch Sachen macht, die er sonst in keinem seiner anderen Filme je gemacht hätte.
Ein Overload an Referenzen
Ich habe das Gefühl, dass Spielberg eine Menge externer Berater beiseite standen, die ihm erklärt haben, was Gamer in der Regel so mögen. Die Antwort: Referenzen und Nostalgie sind natürlich nicht von der Hand zu weisen. Dennoch den Film dermaßen damit zu überladen und plump auszugestalten, wirkt wie eine Beleidigung an den Geist, vor allem älterer Zuschauer. In der Abarbeitung seiner Checkliste, was unbedingt in den Film muss, vergisst der Filmemacher dabei, dem Film eine eigene Identität zu geben. Hauptsache möglichst viele Anspielungen und Referenzen aus der Popkultur müssen abgearbeitet sein. Chance verpasst, etwas eigenes zu schaffen, Steven!
Worum geht es?
Der Film spielt im Jahre 2045. Die Erde hat bereits viele weitere Krisen überstanden und kämpft gegen die Überpopulation. Da es nur noch wenig schönes in der realen Welt zu bestaunen gibt, flüchten die Menschen in die Oasis. Bei der Oasis handelt es sich um eine virtuelle Realität, die versucht alles zu vereinen, soziale Interaktionen, Spiele aus jedem Genre, Ausbildung, Job, etc. Laut des Hauptdarstellers Waden Watts (gespielt von Tye Sheridan), müsste man die Oasis nur noch zum Scheißen und Schlafen verlassen. Der Schöpfer dieser Welt ist bereits seit fünf Jahren tot und hat in der Spielwelt ein Easter Egg hinterlassen, wer dieses finden wird stolzer Eigentümer der Oasis. Entsprechend groß ist der Andrang dieses Easter Egg zu finden, doch bisher scheiterten alle Teilnehmer bereits an der ersten Challenge, einem Wagenrennen.
Und eben mit diesem Wagenrennen habe ich schon mein erstes Problem. Um dieses Rennen zu gewinnen, muss man vom Start weg rückwärts fahren. Darauf ist nach fünf Jahren noch niemand gekommen. Niemand…
Wenn ich Rennspiele online spiele, kommt es so oft vor, dass einige Teilnehmer (allein nur um zu trollen) auch mal vom Start aus rückwärts fahren. Dies passiert in aller Regelmäßigkeit, außer eben in der Welt von Steven Spielberg, der meint, dass Gamer sich immer strikt an Regeln halten und sich nie ausprobieren. Mal den Rückwärtsgang einzulegen vom Start aus, wird hier wie eine kognitive Meisterleistung gefeiert, was im echten Leben von jedem 10-Jährigen ohne nachzudenken mal gemacht wird. Und so reihen sich Missverständnis zur Zielgruppe an Missverständnisse. Ich brauch nicht hundert Anspielungen auf Zurück in die Zukunft, vor allem nicht wenn diese mir förmlich ins Gesicht gekotzt werden. Fordere dein Publikum! Versteck Hinweise und schleuder diese dem Zuschauer nicht wie einen Vorschlaghammer ins Gesicht. Denn dann freut man sich auch auf die Anspielungen. Lass uns Hinweise erarbeiten, nichts anderes passiert bei der Entdeckung von Easter Eggs in Spielen.
Aber da haben die Filmmacher deutlich versagt. Man hat sich einen Stereotypen eines Gamers vorgestellt in seiner möglichst dümmsten Version um ihn dann wie einen dressierten Affen bei jedem Zuckerstück klatschen zu lassen.
Mit Sicherheit keine Absicht
Betrachtet man die Werke von Spielberg, vor allem diese, die für ein junges Publikum gemacht sind, dann weiß man, dass Spielberg immer noch von einer starken kindlichen Naivität zehren kann. Diese Naivität machten seine Filme, wie E.T. oder Der Gigant aus dem All zu den Klassikern, die sie heute eben noch sind. Doch an diesem Material kommst du mit dieser Einstellung nicht weit. Er möchte ein schönes Abenteuer für Kinder aus dieser Zielgruppe erzählen, verpatzt dies aber, weil er Naivität mit Dummheit verwechselt.
Aber natürlich ist dieser Spielberg-Film auch wieder bildgewaltig und eigentlich nur für die große Leinwand gemacht. Den Konsum des Films in einer kleineren Darstellungsform kann man sich schon fast sparen, denn da würde der Film seine letzte Stärke verlieren. Und damit sollte auch klar sein, dass der Cast die Geschichte nicht retten kann, denn dieser ist voll mit gesichtslosen Darstellern, die glücklicherweise über die meiste Screentime durch ihre digitalen Avatare ersetzt werden.