Red Dead Redemption 2 wurde bereits von allen mit positiven Reviews überschüttet. Grafik geil, Charaktere geil, Soundtrack geil… und so weiter und so weiter. Damit ich hier nicht nochmal das offensichtliche teilen muss, möchte ich erklären, welcher Aspekt für mich der wichtigste bei der Bewertung des Spiels ist. Red Dead Redemption 2 ist ein Spiel für Erwachsene!
Die meisten Spiele, vor allem wenn es sich um leichte Unterhaltung handelt, wie beispielweise bei Call of Duty, Battlefield oder auch GTA, ist spielbar für alle Altersklassen. Dies liegt meist am schnellen Gameplay und an der sich schnell entwickelnden Geschichte. Zumeist sind die Stories auch immer over the top und überdramatisieren und überzeichnen, wo man nur kann. Insbesondere die GTA Reihe weiß, wie man Elemente einbaut um den Spieler in einer gewissen Häufigkeit immer wieder einen weiteren Schenkelklopfer zu entlocken. Hier mal muss man im Drogenrausch mit einer Minigun gegen Aliens kämpfen, dann mal einen Jet aus einer Militärbasis klauen, hauptsache laut und schrill.
Red Dead Redemption 2 hingegen bietet einen solchen Bombast nicht. Red Dead versucht mit anderen Mitteln die Spieler in den Bann zu ziehen. Hierzu gehören die makellose Landschaftsgestaltung, die tiefe der Charaktere und vor allem die Entschleunigung des Spielers durch das Gameplay. Was für den einen unerträgliche Langeweile bedeuten könnte, war für mich eine absolute Offenbarung. Es ist in diesem Spiel nicht möglich mit einem Sportwagen schnell von A nach B zu kommen. Uns stehen lediglich Pferde zur Verfügung und der Ritt von einem zum anderen Punkt kann sich auch etwas ziehen. Aber genau das braucht das Spiel um den Spieler auch das Setting zu vermitteln.
Eine langsam erzählte Story
Die Geschichte in Red Dead Redemption 2 wird langsam erzählt. Charakter ändern sich nicht schnell, dazu ist meist eine gewisser Prozess erforderlich, welcher auch eine entsprechende Zeit in Anspruch nimmt. Das Spiel ist über mehrere Jahre (Handlungsverlauf) ausgelegt und entsprechend viel Zeit nehmen sich die Entwickler, um uns diese Geschichte zu vermitteln. Dadurch findet bei mir, während ich spiele, eine Entschleunigung statt, die ich zunächst gar nicht so mitbekomme. Überwältigt von der Spielwelt und den perfekten Dialogen, vergisst man die Zeit sofort. Am Ende einer zwei bis drei Stunden Session, stellt man dann aber häufig fest, dass innerhalb der Story man kaum vorangekommen ist. Man vermisst es aber nicht, weil man trotzdem die ganze Zeit über perfekt unterhalten war. Im Kern orientieren sich die Entwickler dabei (absolut folgerichtig) an den klassischen Western. Eine seiner Vertreter, der bekannte “Spiel mir das Lied vom Tod” ist ebenfalls ein epochales Werk, welches eine Laufzeit von fast drei Stunden schafft. Der Film verfügt ebenfalls über lange Einstellungen um ein Gefühl für das Setting zu vermitteln, ähnlich wie es ein langer Ritt in RDR2 macht.
Oldschool auch in den Dialogen
Die Geschichte die Red Dead Redemption 2 erzählt nutzt im seltensten Fall Überzeichnungen. Das dargestellte Szenario fühlt sich unglaublich lebensnah und somit nachvollziehbar an. Besonders bemerkenswert ist auch das Rationalisierung von Gossensprache. Während GTA5 sich so unglaublich oft an Kraftausdrücken und Beleidigungen bedient, macht dieser Western das genaue Gegenteil. Und wer die Sprache der Jugend nicht spricht, findet zu dieser auch nur schwer Zugang. Danke dafür! Dies wiederum bedeutet, dass das Spiel um so geeigneter ist für mich. Zudem sind die angesprochenen Themen, wie Elternschaft, Verlustangst, Verantwortung gegenüber der Folgegeneration, sowie das Ausleben von gewissen Moralvorstellungen, Kernthema dieses Spiels. Inhalte zu denen man meist nur richtigen Zugriff erhält, wenn man selbst schon Vater oder Mutter ist. Während Filme eben genauso früher waren, so waren und sind Spiele bisher eigentlich (mit wenigen Ausnahmen) genau das Gegenteil. Daher ist es für viele, gerade junge Spieler, eher befremdlich. Man erkennt die Grafik und alle weitere technischen Voraussetzungen des Spiels an, findet aber trotzdem nur schwer den Einstieg in das Spiel. Wer ihn doch findet, der belohnt sich mit einem kleinen Meisterwerk.