Netflix produziert und produziert am laufenden Band. Und bei einem quantitativ so starken Output geht man davon aus, dass eher immer seltener Perlen des Unterhaltungsmarktes darunter zu finden sind. Aber dennoch… Mit Mindhunter hat Netflix einen weiteren Coup gelandet. Warum wir so begeistert sind und warum wir euch Mindhunter ans Herz legen, erfahrt ihr in dieser Review.
Worum geht es in Mindhunter?
Mindhunter beruht auf dem Roman Mindhunter: Inside the FBI’s Elite Serial Crime Unit von John E. Douglas und spielt den späten 70er Jahren in den USA. Erzählt werden die Erlebnisse der FBI Agenten Holden Ford und Bill Tench, deren Aufgabe es ist Erkenntnisse über zu erlangen über das Verhalten von Serienkillern. Um diese Erkenntnisse zu erlangen müssen die Agenten lange und ausführliche Befragungen von Serienkillern vornehmen. Die Analyse der geführten Interviews soll Rückschlüsse auf die Verhaltens- und Vorgehensweisen der Mörder ermöglichen. Dies wiederum soll helfen bereits begangene Morde besser einzuordnen und bei laufenden Verfahren helfen schnelleren Zugriff auf den Tatverdächtigen zu erhalten.
Klar, bestünde Mindhunter lediglich aus diesen Interviews wär eine Rotten Tomato Score von 96% kaum möglich. Zwar sind die geführten Interviews, vor allem aufgrund der Darsteller, enorm interessant, unterhaltsam wie auch spannend, allerdings würde man so keine zehn Folgen qualitativ gefüllt. Mindhunter nutzt neben dem Kernthema der Serie auch weitere Nebenschauplätze. So wird das Team um Ford, Tench und Carr regelmäßig in Mordermittlungen bei kleines Police Departments mit eingebunden. Somit kann die Serie jeweils in einzelnen Folgen auch in sich geschlossene Handlungen abschließen und dabei die übergeordnete Storyline verfolgen. Der sich daraus ergebende Stil erinnert sehr stark an die Erzählweise der Serien Hannibal oder True Detective.
Was ist das Attraktive an Mindhunter?
Ich finde die größte Attraktivität liegt im Setting von Mindhunter. Der Setting der 70er und 80er Jahre verkauft sich eben derzeit sehr gut. Aber warum ist das so? Ich vermute, der Nostalgie-Faktor spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Früher war alles besser, so flüstert es leise in meinem immer älter werdenden Verstand. Weg vom digitalen Zeitalter, zurück in eine Zeit in der man sich mit seinen Freunden noch in der Schule verabreden musste oder Zugriff auf das Festnetztelefon der Eltern haben musste. Eine Zeit in der der Stress, welcher durch Smartphones und die ständige Erreichbarkeit entsteht immer und permanent ist, sehnt man sich eben zurück in eine Zeit, die zumindest von ihrer technischen Reife her einfacher ist. Dieses Verlangen wird durch ein solches Setting bedient. Wir nehmen die Tonbänder wahr, die Abwesenheit von Smartphones, die Schreibmaschinen statt den großen iMac Monitoren… und irgendwie fühlt sich dies richtig an. Im Übrigen ist dies das gleiche Gefühl, welches in der Serie Stranger Things bedient wird. Beide Serien spielen zudem in den kalten Monaten, alles ist kahl und alles wirkt irgendwie „simpler“. Das spricht uns an.
Neben den Setting spielt natürlich auch der Cast eine entscheidende Rolle. Wir werden mit mehreren Charakteren bedient, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Wir haben den Familienvater, der ein zerrüttetes Verhältnis zu seinem Adoptivsohn und seiner Ehefrau hegt. Wir haben den jungen Agenten mit überschaubarer Berufs und Lebenserfahrung, der aber wiederum motiviert ist und durch seine Intelligenz gegenüber seinen anderen Kollegen heraussticht. Wir haben das Leittier der Gruppe, eine lesbische Professorin und diesem Team gegenüber eine ganze Reihe an Serienkillern. Killer die cholerisch sind, Killer, die die Ruhe selbst sind oder schüchtern und unsicher. Die daraus entstehende Chemie wirkt wie das Salz in der Suppe. Der Zuschauer darf sich auf außergewöhnliche Dialoge freuen und das Bedürfnis miträtseln zu dürfen.
Wo kann man Mindhunter empfangen?
Mindhunter läuft derzeit noch ausschließlich auf Netflix.