Mit Rambo Last Blood ist nun auch der fünfte Teil der Rambo Reihe erschienen. Damit übrigens auch der umstrittenste Teil, wie ich finde. Kritiker und Publikum sind sich uneins. Aber nicht wie man denken mag, Kritiker gegen Zuschauer, sondern Kritiker wie auch Zuschauer in den eigenen Reihen. Der Film spaltet, ist er nun eine Katastrophe oder eine würdige Fortsetzung. Ich glaube, er kann beides sein. Aber eben nicht für mich.
John Rambo lebt nun seit Ende des vierten Teils wieder auf seiner Familienfarm. Dort versucht er bereits ein knappes Jahrzehnt wieder Bestandteil von etwas zu werden. Er versucht sich in die Gesellschaft einzubringen sowie in ein Familienleben. John mit seiner Haushälterin und deren Enkelin zusammen. Seitdem die Enkelin ihre Mutter verlor und vom Vater verlassen wurde, bietet John sich als Vaterfigur an. Als Gabriela entscheidet, dass Sie ihren Vater zur Rede stellen möchte um zu erfahren, wieso dieser die Familie verlassen hat, ist John als auch ihre Großmutter gegen diesen Schritt. John bietet seiner Ziehtochter die Erkenntnis an, dass ihr Vater eben einfach nur ein schlechter Mensch sei. Nicht mehr und nicht weniger.
Gabriela ist dies, nachvollziehbarer Weise, eben nicht genug. So nimmt Sie gegen den Willen der anderen Familienmitglieder, die Chance wahr ihren Vater in Mexiko ausfindig zu machen. In Mexiko hilft ihr ihre alte Freundin, ebenfalls eine Figur vor der John Gabriela gewarnt hat. Bei dem Aufeinandertreffen zwischen Vater und Tochter wird schnell klar, dass der Vater ist, wie John Rambo ihn beschrieben hat. Einfach nur ein schlechter Mensch. Keine Ausführungen zu Motiven, sondern nur eine Abwehrhaltung gegenüber Gabriela. Die Frage stellt sich hier, ist dies einfach nur konsequent oder Bestandteil eines schlechten Drehbuchs? Die Rambofilme haben oft bewiesen, dass sie bei ersten Hinsehen scheinbar geprägt waren durch viel Schwarz-Weiss-Malerei, aber bei genauer Betrachtung und Analyse doch mehr tiefe und zahlreiche Facetten bot. Ob das bei Rambo Last Blood immer noch anwendbar ist oder nur der Hang zur Überinterpretation, ist schwierig zu beurteilen.
Um die Begegnung mit ihrem Vater zu verarbeiten, gehen Gabriele und ihre Freundin Abends aus. Dabei kommt es, dass Gabriele von ihrer Freundin an Menschenhändler gebracht wird. Diese setzen das Mädchen im Rahmen des Nachtclubs-Besuches unter Drogen und verschleppen die Ziehtochter von John Rambo.
Dann dauert es auch nicht lang und daheim wird klar, dass Gabriele verschwunden ist. Da man der amerikanischen Polizei diesen Auftrag nicht zutraut, macht sich John selbst auf den Weg um nach Gabriele zu suchen. Ab hier beginnt der Teil, der eindeutig für die Rambo Fans geschrieben ist. John sucht nach den Menschenhändlern und legt sich mit diesem Kartell auch gleich an. Dabei wird die Gewalt für die Rambo bekannt ist, regelrecht zelebriert. Zu weiteren Handlung kann man nicht spoilerfrei eingehen, aber so viel sei gesagt, es gibt zumindest noch einen Twist, der für die Charakterdarstellung von Rambo wichtig ist.
Was macht Rambo Last Blood gut?
Die Stärken der Reihe (wenn wir den ersten Teil einmal ausklammern) liegt in der Darstellung von Gewalt. Spätestens seit dem vierten Teil und der Wiederauferstehung der Reihe war klar, dass die Gewalt als Schauwert vermittelt wird. Auch wenn Last Blood kein John Wick 3 ist, so erfüllt die Gewaltdarstellung ihren Zweck. Sie erfüllt den Hang zum Voyeurismus des Zuschauers und ist teilweise so hart, dass es nur noch der Belustigung dienen kann.
Ebenfalls sehr gelungen ist die schauspielerische Leistung von Sylvester Stallone. Stallone spielt seine Charaktere fast immer sehr minimalistisch, das aber auf einem sehr hohen Niveau. Manchmal ist weniger mehr, war nie so zutreffend wie beim Schauspiel von Stallone. Eben das Salz in der Suppe. Nicht viel aber essentiell für das Gesamtwerk. Hierdurch wird besonders gut dargestellt, welche Wunden der Krieg und die Verluste beim Protagonisten bewirkt haben.
Was macht Rambo Last Blood schlecht?
Abgesehen von der Gewaltdarstellung und den dem stallone-typischen Schauspiel, kann ich selbst nicht mehr viel gutes dem Film abgewinnen. In erster Linie liegt das an den fürchterlich flachen Dialogen und der katastrophalen Schauspielerleistung aller anderen Charaktere. Die bereits angesprochene Szene zwischen Gabriele und ihrem Vater, hätte eigentlich funktionieren müssen zum Wohle des Films, aber herausgekommen ist nur ein Totalschaden an schauspielerischer Leistung und Fremdscham-versprühenden Dialogen. Dabei wirkt der Film teilweise so Panne, dass es mir als Zuschauer viel zu schwer war, nach solchen Situationen wieder hereinzukommen. Gerade die erste Hälfte des Films besteht fast nur aus solchen Szenen und es zerbricht einem das Herz. Da vermochte dann der Gewaltteil des Films auch nicht mehr das Eisen aus dem Feuer zu holen.
Und genau darin liegt das Problem, welches das Publikum spaltet. Viele zeigen sich versöhnlich mit dem Film, da John Rambo ab der zweiten Hälfte immer mehr aufdreht, der andere Teil hat die Lust unwiderruflich am Film verloren durch die erste Hälfte. Daher scheint es schwierig zu sein allgemeingültig festzulegen, ob es sich hierbei um einen noch sehbaren Film handelt oder um einen schlechten Film.
Mich hat er jedenfalls verloren, auch wenn ich die Leistungen von Stallone dennoch anerkennen kann. Für einen würdigen Abschluss oder eine Fortsetzung hat es aber meiner Ansicht nicht gereicht.