PlayStation Now ist der Streamingdienst von Sony für die PlayStation 4. Im Gegensatz zu Microsoft und Google ist dieser Dienst bereits seit Monaten verfügbar und bietet eine große Bibliothek an PlayStation Spielen über alle Konsolengenerationen hinweg. Aber ob dieser Dienst wirklich etwas taugt, ob die technische Umsetzung ein gutes Spielerlebnis sicherstellt und wie die Auswahl der Spiele aussieht, erfahrt ihr hier!
Vor etwas mehr als drei Monaten habe ich begonnen den Game-Streaming-Dienst von PlayStation Now zu testen. Sony versprach mir latenzfreies Streaming von angesagten PlayStation Titeln, natürlich auch von PlayStation Exklusivtiteln. Zudem soll die Bibliothek in aller Regelmäßigkeit erweitert werden und mir so stets neue Anreize geben. Das klingt so sportlich, wie es motivierend ist. Also griff ich zu. Die wichtigsten Facts des Abomodells sind wohl die Tatsache, dass es ein monatliches Abo für 14,99€ ist, welches wiederum monatlich kündbar ist. Die Spielebibliothek umfasst derzeit 662 Spiele. Zwar mit damit geworben, dass es sich hierbei um über 600 Blockbuster Spiele handelt, was allerdings nicht ganz so ernst genommen werden sollte. Eine bessere Beschreibung wäre wohl, dass es ein moderater Mix aus Indy- Vollpreistiteln ist. Blockbuster Spiele, zumindest nach meiner Definition, machen eher 30% bis 50% des Angebotes aus.
Was sollte man zu den Spielen wissen?
Generell gibt es ein großes Unterscheidungsmerkmal in der PlayStation Now Bibliothek und zwar zwischen Spielen der aktuellen Konsolengeneration und den Titeln für PlayStation 2 und 3. Spiele aus der aktuellen Generation können auch heruntergeladen werden, während ältere Spiele aus der PS3 und PS2 Zeit nur als Stream zur Verfügung stehen. Warum „nur“? Ist doch das Streaming das Verkaufsargument für den Dienst. Nunja, das Streaming geschieht ausschließlich in 720p. Möchtet ihr also einen aktuellen Titel in der dafür vorgesehenen Auflösung spielen, dann müsst ihr diesen auf der Konsole installieren. Bei PlayStation 3 Titeln macht dies keinen Unterschied, da diese ohnehin nur in 720p liefen.
Ebenfalls einen Einschnitt gibt es bei der Soundqualität. Aktuell werden die Titel nur in Stereo gestreamt. Ebenfalls muss man auch Abstriche im DLC-Bereich machen. Insofern es sich nicht gerade um eine ausgewiesene GOTY-Version des Spieles handelt, sind keine DLC’s verfügbar. Auch können diese nicht separat im Shop erworben werden, da die PlayStation Now Titel nicht kompatibel sind mit Inhalten aus dem Store. Des Weiteren bieten die Spiele auch keinen Zugriff auf spielinterne Stores, wie zum Beispiel für Mikrotransaktionen. Dies wiederum betrachte ich aber nicht als Nachteil, sondern tatsächlich wünschenswert.
Keine Unterstützung von optionalen Komponenten
Die PlayStation Now Titel sind lediglich kompatibel mit dem Dual Shock Controller. Weiterführende Peripherie, wie die PlayStation Kamera oder gar VR werden nicht unterstützt. Entsprechend finden wir zum aktuellen Zeitpunkt nur Titel im Store, welche auf die Steuerung via Controller ausgelegt sind.
Die halbwegs beliebte Share Play Funktion wird ebenfalls nicht unterstützt. Nahe liegend ist die Vermutung, dass die PlayStation Server und Leitungen, die ja noch eher als Flaschenhals für Datenübertragungen gelten, dies nicht simultan darstellen können. Und da sind wir auch bei einem anderen wichtigen Thema, der Leistung im Bereich der Datenübertragung.
Spielen ohne Verzögerung?
PlayStation wirbt mit einer verzögerungsfreien Performance des Dienstes. Die Frage ist nur, unter welchen Umständen ist dies auch so? Die von mir genutzte DSL Leitung ist ausgelegt auf 100 MBit pro Sekunde. Allerdings wird die Leitung der Telefonanlage genutzt und nicht über Kabel. Theoretisch sollte die Leitung dennoch ein schnelles Streaming ermöglichen. In der Pressekonferenz zur Vorstellung von Google Stadia, empfahl man eine 25.000er Leitung um ruckelfreies HD-Streaming zu ermöglichen. Nach der Logik könnte man ja davon ausgehen, dass 100 MBit ausreichen um 720p zu streamen. Und ja gestreamt bekomme ich die Titel, aber die Latenz zwischen Controllereingabe und der Reaktion auf dem Bildschirm ist einfach zu hoch und macht einige der Titel unspielbar.
Gerade bei Spielen, die auf Reaktionszeit ausgelegt sind, wie die Sonic Reihe oder Rennspiele, wie beispielsweise Split Second sind unspielbar. Was schade ist, da diese auch Teil des Angebotes sind. Das beste Spielerlebnis erhalte ich tatsächlich nur, wenn ich Spiele spiele, die ich erst einmal lokal installiert habe. Lokal installieren, lassen sich aber nur die PlayStation 4 Titel. Wirklich bedauernswert, da die Auswahl an alten Spielen wirklich gut ist. Gut wiederum ist, dass ich die heruntergeladenen Spiele auch offline spielen kann, insofern ich einmal pro Woche online gehe um meine PS Now Mitgliedschaft zu bestätigen.
Für wen ist PS Now geeignet?
Ich denke, dass dieses Angebot nicht für jeden Spieltypen zu empfehlen ist. Spieler die sich immer stark auf einen Titel konzentrieren, wie beispielsweise Spieler von Fortnite, Rainbow Six Siege, FIFA etc. und selbst wenig andere Titel spielen, können sich dieses Abo tatsächlich sparen. Gamer, die allerdings gern und viel Singleplayer Spiele spielen und die Abwechslung schätzen, die könnten an diesem Programm ihrer wahre Freunde haben. So wie meine Person. Ich bin vielleicht nicht von der Streaming Performance überzeugt, dennoch von dem Titelangebot. Selbst, wenn ich mich nur auf die PS4 Titel konzentriere, eben weil die auch zum Download stehen, habe ich dennoch ein Angebot zur Verfügung, welches mich langfristig motivieren kann. Aktuelle Triple A Titel, vor allem die mit einer starken Multiplayer Basis, sucht man aber vergebens in dem Angebot.
Dem Nutzer sollte das Alter der Spiele schon ein bisschen egal sein. Singleplayer-Enthusiasten wird es aber auch meist egal sein. Zudem bietet das Abonnement auch eine geringe Fallhöhe, wenn es darum geht Titel nur auszuprobieren. Darin liegt auch die Stärke von solchen Mediatheken. Da ich einen feste Pauschale zahle, macht es keinen Unterschied ob mir dann mal ein Spiel gefällt oder nicht. Demnach werde ich auch ermutigt vieles auszuprobieren, wovon ich zunächst die Finger gelassen habe. Dies tut insbesondere dem Indy-Angebot sehr gut. Generell darf man aber festhalten, dass das Angebot von jedem erstmal getestet werden sollte. Dazu bietet Sony auf eine 7-tägige Testversion des Abonnements. Dies halte ist zwar für zu kurz, bietet aber zumindest mal einen Ersteindruck. Unter Anbetracht der durchschnittlichen Spieldauer eines Spieles, würde ich PlayStation empfehlen, die Testversion auf mindestens 14 Tage anzuheben.
Fazit:
Ich finde das die Mediathek empfehlenswert und lege diese Spielern ans Herz, die sich gern über verschiedene Genres hinweg ausprobieren wollen. Insbesondere auch Eltern können von diesem Angebot profitieren, da das Angebot mit FSK 0 Spielen relativ reichhaltig ist. Der Dienst wirkt sehr aufgeräumt und bietet mir zahlreiche Features, wie der cloudbasierten Speicherfunktion, die es mir ermöglicht an der PS4 zu starten und auf dem PC das Spiel fortzusetzen. Ebenfalls die Möglichkeit sich eine eigene Liste anzulegen (wie z.B. auf Amazon Prime oder Netflix) finde ich sehr komfortabel. Das Angebot wird zudem regelmäßig erweitert und bieten immer wieder frisches Futter für das Gamepad. Die monatliche kündbar des Abos, wenn eine Übersättigung mal einsetzt ist ebenfalls sehr angenehm und macht mich super flexibel. Speicherstände gehen dann auch nicht verloren. Sofern das Abo wieder aktiviert wird, sind die Speicherstände auch wieder verfügbar.
Auch wenn die Streaming-Performance noch nicht da ist, wo sie sein sollte im Jahre 2019, so ist das PS4 Angebot, da es zum Download steht immer noch gutes Argument für ein Abo. Wer aber nur über einen PC verfügt, der sollte die Testversion ausreizen um für sich selbst festzustellen, ob das Angebot und die damit verbundene Latenz mit den eigenen Ansprüchen vereinbar sind.