Mafia 3 hat mittlerweile einige Monate auf dem Buckel, dennoch ziehen wir diesen Titel heute aus dem Archiv, um euch diesen nachträglich ans Herz zu legen. Denn Mafia 3 macht schafft, wie so wenige Spiele, eine wichtige Message zu transportieren, die zwingend aktuell ist in unserer heutigen Zeit: Der Umgang mit Rassismus. Darüber hinaus bietet uns das Spiel die Möglichkeit eine ganz wichtige Musikepoche neu zu erleben.
Wie bereits in den Vorgängern, spielt Mafia 3 in einer vergangenen Epoche. Während sich Mafia 2 noch mit der Nachkriegszeit auseinandersetzte, so spielt Mafia zur Zeit des Vietnamkrieges. Unserer Protagonist mit dominikanisch-italienischer Abstammung wuchs in ärmlichen Verhältnisse auf. Schauplatz des Spiels ist die Stadt New Bordeaux, einer fiktiven Version von New Orleans. Die Geschichte von Mafia 3 kann man schnell in Überblick bringen, denn wie auch bereits in den anderen Mafia-Teilen, kommt es darauf an, sich innerhalb mafiöser Strukturen hochzuarbeiten um selbst zum Paten der Spielewelt heranzuwachsen. In dieser Prämisse unterscheidet sich der Titel nicht von vielen anderen. Was diesen Titel so interessant macht ist sein Setting.
Das Setting
Mafia 3 findet zum Zeitpunkt des Vietnamkrieges statt und diese Zeit ist aufgeladen mit einer Vielzahl von Konflikten, welche auch weit über den Krieg in Vietnam hinausgehen, wie beispielsweise dem Rassismus in den USA. Umso cleverer von den Entwicklern, dass diese sich für ein Schauplatz im Süden der USA entschieden haben, der seiner Zeit der zunehmend aufklärerischen Antirassismus-Bewegung traditionell hinterher hing. Konföderierten-Land eben. Dies in Kombination mit der Tatsache, dass wir einen dunkelhäutigen Protagonisten spielen, bietet einen hervorragenden invasiven Eindruck, wie sich Rassismus für die Opfer anfühlt. Ob bei der Autofahrt durch die Stadt oder beim Schlendern zu Fuß, die NPC’s beobachten stets unsere Handlungen. Auch die Hinweise der örtlichen Polizei, die einem Hin und wieder über den Weg läuft, deutet ein stets omnipräsentes Misstrauen der weißen Bevölkerung an. Natürlich spielen wir einen Kriminellen, keine Frage, aber auch in den Sequenzen, in denen nichts geschieht und nicht nach uns gefahndet wird, spürt man die ständige Missachtung der anderen Spielweltteilnehmer.
Der Protagonist, passend Lincoln Clay genannt, ist zudem eine verdienter Veteran. Immer wieder wird darauf angespielt, welche außerordentlichen Leistungen die Hauptfigur während des Vietnamkrieges erbracht hat. Aber immer wird auch verständlich gemacht, dass mit seiner Rückkehr in die Heimat diese Leistungen keine Rolle mehr im Privatleben eines Farbigen spielen. Trotz seiner zahlreichen Verdienste muss sich Lincoln Clay immer wieder neu behaupten. Vergangenes wird ihm nicht angerechnet. Aber warum ist es gerade in heutiger Zeit so wichtig?
Aktueller Bezug
Wir haben in den letzten Jahren in Europa einen starken politischen Kurswechsel miterlebt. Die Flüchtlingskrise und die herrschende Politik in den einzelnen europäischen Staaten ermöglichte eine schon lange nicht mehr dagewesenen Rechtsruck. Durch die stetige Propaganda rechter Parteien wurde und wird zunehmend Angst vor dem scheinbar Fremden geschürt. Viele wechsel mittlerweile wieder die Straßenseite, wenn ein farbiger einem entgegen kommt. Und diese Angst die in uns geschürt wurde versetzt uns vierzig Jahre in die Vergangenheit zurück. Während wir über Jahre es geschafft hatten den moralischen Kompass, zumindest etwas besser auszurichten, machen wir nun drei Schritte rückwärts in eine Zeit, welche längst der Vergangenheit angehörte. Wir entwickeln uns zurück. Der Antrieb der uns die Straßenseite wechseln lässt, ist genau das was Lincoln Clay in Mafia 3 ständig erfährt, die pauschale Vorverurteilung seiner Person aufgrund seiner Hautfarbe. Wir bekommen dadurch, wenn auch nur ansatzweise, aufgezeigt, wie verletzend dieses Verhalten sein kann. Bevor wir die Straßenseite wechseln, wissen wir nicht ob derjenige, der uns da entgegenkommt, vielleicht schon lange hier lebt oder hier geboren ist. Wir lassen unsere indizierten Angst bestimmen, was diese Person ist: ein potenzielle Gefahr. Und genau das ist so verletzend, wie es dämlich ist.
Und daher ist Mafia 3 wichtiger denn je. Mafia 3 spielt man nicht in einem Rutsch durch und überspringt Dialoge oder hört nicht hin, wenn Passanten mit einem kommunizieren. Man muss bereit sein in New Bordeaux einzutauchen und das Setting wirken zu lassen. Wenn man diese Erfahrung gemacht, sollte man für sich selbst diese Erkenntnisse im Hinterkopf konservieren.
Viele haben diese Erfahrung noch nicht in ihrem Leben gemacht, aber aus eigener Erfahrung heraus, darf ich verraten, dass eine solche Vorverurteilung einem auch zusetzen kann. Ich selbst bin Vater von zwei wundervollen Kindern mit denen ich regelmäßig auch etwas unternehme. Während meiner ersten Elternzeit bin ich regelmäßig mit meiner Tochter auf die hießigen Spielplätze gegangen. Dort sieht man meistens kleine Gruppen von Müttern, die sich untereinander unterhalten und den Kindern beim spielen zu sehen. Sobald man unter Woche als Mann mit einem kleinen Mädchen auf diesen Spielplatz ist, wird man hin und wieder eigenartig angesehen. Beim Versuch sich mit Smalltalk in die Muttergruppe zu integrieren, blitzte man schnell ab. Diese Ausgrenzung ließ einen sofort vermuten, dass man nicht für einen Vater gehalten wird sondern für einen Pädophilen. Das geschieht Gott sei Dank nicht immer und ist auch eher selten, passiert aber unter dem Strich öfter als es sollte und es ist einfach nur kränkend. Denn egal was du versuchst, du änderst an diesem Vorurteil nichts mehr. Und genauso funktioniert auch der Rassismus in unserer heutigen Zeit.
Der Soundtrack
Ein weiterer Punkt, der Mafia 3 zu spielenswert macht ist sein Soundtrack. Die Zeit während des Vietnamkrieges war eine Hochzeit für musikalischen Protest. Diese Zeit brachte eine Menge glorreicher Musiker mit sich sowie eine Vielzahl an Hits, die immer wieder in den Medien wie Film und Spiel verarbeitet wurden. Mafia 3 nachzuholen bewirkte bei mir, dass ich mich nochmal intensiv mit dieser Musikepoche auseinandergesetzt habe. Und ich habe es genossen. Es hat mir geholfen dem heutigen autogetuneden Einheitsbrei zu entgehen und hat mich nochmal zurückgeführt in eine Zeit, in der Musik auch gesellschaftlich relevant war und auch eine tiefere Bedeutung hatte, als es die heutige massentaugliche Musikindustrie jemals wieder vermitteln konnte.