Fargo ist eine vom 1996er Kinofilm „Fargo“ inspirierte Serie und soll die Handlungsstränge des Oscar-prämierten Films der Coen Brüder ergänzen. Unter normalen Umständen bin ich sehr reserviert was die Umsetzungen von Filmen als TV Produktionen beziehungsweise eine Adaption in das Serienformat betrifft. Selten genug werden neue Franchises entwickelt und Produktionsfirmen orientieren sich viel zu oft an bereits erfolgreichen Vorlagen. Dennoch ist festzustellen, dass Fargo (Staffel 1) eine gelungene Ergänzung im Serienmarkt darstellt und sich lohnt diese Serie, falls noch nicht gesehen, zwingend nachzuholen.
Zur Geschichte:
Der in Bemidji, Minnesota lebende Lester Nygaard, verkörpert durch Martin Freeman, ist ein introvertierter und sehr devoter Bestandteil seiner Gemeinde. Seit je her wurde Lester gehänselt und von den stärkeren an der Nase herumgeführt und misshandelt. Dies zieht sich durch die komplette Vita des Protagonisten, bishin zu seiner Ehefrau, die ihm direkt ins Gesicht sagt, dass sie lieber mit seinem Bruder zusammen wäre. Das devote Verhalten wirkt sich neben den zwischenmenschlichen Beziehungen von Lester auch auf seinen Berufsstatus aus. Als Versicherungsverkäufer gelingt es ihm nicht über die Mittelmäßigkeit hinaus zu kommen. Eines Tages trifft Lester seinen ehemaligen Mitschüler wieder, einen mittlerweile scheinbar erfolgreichen Speditionsunternehmer. Dieser hat bereits zu Schulzeiten Lester immer wieder schikaniert und dies hört auch in der Gegenwart nicht auf. Bei einem zufälligen Zusammentreffen dieser beiden Personen, droht der ehemalige Bully Lester so, dass dieser in seinem Fluchtreflex gegen eine Schaufensterscheibe läuft. Mit verletzte Nase geht es dann ins Krankenhaus, in dem Lester den Berufskiller Lorne Malvo (Billy Bob Thornton) kennenlernt. Während eines Smalltalks bietet dieser an, seinen Peiniger umzubringen. Irritiert von diesem Angebot kommt es durch eine Verwechslung auch zur Ausführung des Mordes. Ab diesem Zeitpunkt überschlagen sich die Ereignisse, da das Opfer Bestandteil der Kansas City Mafia ist. In der gleichen Nacht erlebt zudem Lester, auch ausgelöst durch das Gespräch mit dem Auftragskiller, einen entscheidenden Sinneswandel. Während eines einseitigtes Streits zwischen Lester und seiner Frau, wird diese von Lester in einer spontanen Eingebung erschlagen. Der erste als auch der zweite Mord führen dann zu einer aufregenden Hetzjagd zwischen Lester, der Polizei, dem Auftragskiller und der Mafia.
Besetzung
Die Serie ist neben den bereits genannten Personen gut besetzt. Die Charakterentwicklungen wirken stets nachvollziehbar und nicht aufgesetzt. Emotionen werden so transportiert, dass man sich damit anfreunden kann, das diese auch genauso geschehen sind. Die Nebenrollen sind hervorragend besetzt mit Schauspielern, wie Oliver Platt, Colin Hanks, Allison Tolman und Bob Odenkirk.
Was macht die Serie besonders gut?
Besonders auffallend ist die Kameraarbeit in der Serie. Es gibt immer wieder beeindruckende Aufnahmen aus dem verschneiten Minnesota. Die Aufnahmen fügen sich insbesondere zu Beginn der ersten Staffel in das eher langsame Pacing der Erzählstruktur ein und helfen dabei, dass die langsame und gemäßigte Erzählgeschwindigkeit angenommen werden.
Das Pacing der ersten Staffel wird bis zu den letzten Folgen, wie ein Trommelwirbel, immer und immer schneller ohne dabei zu übertakten.
Die Leistungen der Schauspieler und die Dialoge besitzen eine ganz eigene Qualität. Auf der einen Seite entsteht trotz langsamer Erzählstruktur nicht das Gefühl, dass die Serie einfach nur mit sinn- oder bedanklosen Inhalten gestreckt werden. Fast alles scheint einen sehr überlegten und tieferen Sinn zu verfolgen. Diese Eindruck wird natürlich durch das gute Schauspiel unterstützt. So gut, dass Billy Bob Thornton in seiner Rolle als Auftragskiller sogar einen Golden Globe gewinnen konnte. Zu Recht.
Ebenfalls gesondert hervorzuheben ist die Wahl des Settings. Zeit und Ort fühlen sich nicht so abgenutzt an, wie es beispielsweise die 80er oder 2010er Jahre in New York oder Los Angeles wären.
Die Staffel besteht aus 10 Folgen mit je einer knappen Stunde Laufzeit. Da die einzelnen Episoden in sich nicht abgeschlossen sind, lohnt es sich die Staffel auch zu Bingen, also auch mal mehrere Folgen hintereinander wegzuschauen.