Es ist immer schwierig ein Reboot einer alten Marke, insbesondere wenn diese so ein großer Bestandteil der Popkultur ist, zu etablieren. ES (oder IT) ist eines der seltenen Beispiele, dem ein Reboot sehr gut tat. In diesem Fall übersteigt sogar die Neuauflage qualitativ das Original von 1990 deutlich. Der neue ES kann dem Publikum von Heute vermitteln, wie wir das Original in den 90ern erlebt haben.
ES ist ein Horrorfilm mit vielen Coming of Age – Elementen, basierend auf dem 1986 erschienenen Horror-Klassiker von Stephen King. Die Neuumsetzung des ikonischen Clownfilms wurde vom argentinischen Regisseur Andrés Muschietti umgesetzt. Es ist Muschiettis zweiter Horrorfilm nach 2013 (Mama). Auch schon in Mama bewies der Argentinier ein Gespür für bedrückende Bilder. Muschietti gelang nun mit der Neuverfilmung von ES eine kleine Meisterleistung, eine Mutige dazu, da die Vorlage bereits Kultstatus erreicht hatte.
Zur Handlung:
Die Geschichte spielt in Maine im Jahre 1988. Im Mittelpunkt steht hier das Geschwisterpaar Georgie und Bill Denbrough aus der Kleinstadt Derry. Eines Tages spielt der sechsjährige Georgie im Regen mit seinem Papierboot, welches unglücklicher Weise in Straßenabfluss gespült wird. Bei der Inspektion des Abflusses nach seinem Boot, begegnet Georgie dem Clown Pennywise. Der düstere Clown lockt den sechsjährigen näher heran um diesen dann in die Kanalisation zu ziehen. Ein Jahr lang bleibt das Verschwinden von Georgie ungeklärt. Sein Bruder Bill verarbeitete den Verlust nur sehr schlecht und glaubt weiterhin daran, dass es möglich sei Georgie noch irgendwie wieder aufzufinden.
Ab hier wird uns nun die Geschichte von Bill und seinen Freunden erzählt, eine kleine Gruppe von Außenseitern. Die Darstellung dieser Gruppe erinnert stark an Filme und Serien, wie beispielsweise Stand by me oder den Netflix Erfolg Stranger Things. Als noch weitere Kinder aus Derry verschwinden, beschließt Bill mit der Gruppe die Aufklärung. Zunehmend sammeln die Gruppenmitglieder eigene Erfahrungen bei Begegnungen mit dem Horrorclown. Bei der Recherche über das Verschwinden von Georgie, stößt die Gruppe auf ein verlassenes Haus, in dem Pennywise lebt.
Weiter bauen wir die Handlungsbeschreibung nicht aus um eventuelle Spoiler zu vermeiden.
Stärken des Films
Die Stärke des Film liegt vor allem darin, dass es der Film schafft die Emotionen der Zuschauer aus den 90er Jahren 1 zu 1 in 2017 zu spiegeln. Der Reiz des Originals von 1990 wird perfekt eingefangen und sogar durch die Produktionsqualität des Reboots stark verbessert. Natürlich ist ES in erster Linie ein Horrorfilm, funktioniert aber mindestens genauso gut als Coming-of-Age Film. Dies ist sogar eine besondere Stärke des Films. Der neue ES zeigt die nachvollziehbare Entwicklung der Gruppenmitglieder und erinnert dabei stark an Filme, wie die Goonies oder Stand by me. Von der erzählerischen Qualität darf sich ES hierbei auch in diesen elitären Club mit einreihen.
Eine weitere Stärke des Films sind die visuellen Effekte. Besonders in den Sequenzen in den Pennywise auftritt, schöpft die Film aus den Vollen. Die hohe Qualität der visuellen Effekte sind auch der Grund, warum dieser ES besser ist als sein Original. Der 90er ES war zu seiner Zeit eine reine TV Produktion. Eine TV Produktion in den 90ern zu sein, hieß deutliche Abschnitte in der Qualität zu machen und war nicht vergleichbar mit den Produktionsbedingungen von TV Produktionen von heute. Aber nur auf diese Weise ist es möglich gewesen dem ES von damals gerecht zu werden.
Essentiell für jeden Film ist der Cast. Mit ihm steht und fällt der Film. ES kann sich über ein hevorragenden Jugendcast freuen. Die vielen neuen Gesichter wissen fast alle in ihren Rollen zu überzeugen. Alle Jugenddarsteller verhalten sich fast immer gerecht ihrem darzustellenden Alter und extrem neunmalkluge Kinderrollen werden dadurch vermieden. Sehr angenehm. Auch die von Bill Skarsgard verkörperte Rolle des Clown Pennywise kann sehr überzeugen. Trotz des ikonischen Vorbilds, ist Skarsgard in der Lage einen wirklich guten Horrorclown zu mimen. Das sensationelle Makeup Design unterstreicht dabei nur die schauspielerische Leistung.
Schwächen:
Hin und wieder werden einige Effekte nicht so glanzvoll umgesetzt. Fehlt einem Darsteller beispielsweise ein Arm, so sieht man deutlich, dass dessen Oberkörper deutlich breiter wirkt als in den Szenen zuvor, als der Arm noch dran war. Es ist 2018, da kann man den Arm auch mal wegretuschieren, als ihn einfach unter das Shirt zu packen.
Leider hat zudem der Horror des Clowns knapp 30 Jahre später bei mir nicht mehr so gezündet, wie damals (obwohl Pennywise nun wesentlich unheimlicher ist). Daher stellt sich die Frage, für wen dieser Film besser geeignet ist. Aus meiner Sicht würde ich diesen Film tatsächlich Jugendlichen ans Herz legen, die spannende Thriller oder Horrorfilme gern sehen, ja auch mal ungeachtet der Tatsache, dass die Altersfreigabe erst ab 16 Jahren ist. Denn machen wir uns nichts vor, wie haben in unserer Jugendzeit auch viele Horrorfilme gesehen, die für unser Alter als ungeeignet galten. Ich habe beispielsweise mit 12 Jahren auch den dritten Teil von Nightmare on Elm Street gesehen. Und anstatt mich zu verstören, entfachte es eher meine Lust auf Horrorfilme.
Der größte Schwäche stellen aber die zahlreichen ungeklärten Fragen oder Logiklöscher dar. Mir ist durchaus bewusst, dass eine Steven King Verfilmung natürlich nicht immer auf Logik achtet. Und mir ist auch bewusst, diese Filme zu gleichen Teilen Fantasyfilme sind, wie sie auch dem Horror Genre angehören, aber einige offensichtliche Sachen lassen sich nur schwer ausblenden. Warum wenden sich die Kinder nicht an Erwachsene? Warum schaffen es professionelle Ermittler nicht sich damit auseinander zu setzen? Bekommt kein anderer von den Vergewaltigungen durch das Hillbilly Kind mit? Genau dabei merkt man eben auch, dass sich der Film eher an ein junges Publikum richtet, die eben diese Fragen nicht oder noch nicht stellen.
Fazit:
Den Spass am Werk mindert es aber nicht wirklich. Wir bekommen astreines Popcorn-Kino geboten, auf das sich anzulassen lohnt. Auch die Crowdplattformen, wie Rotten Tomato zeigen, dass der Film bei der breiten Masse ankam und gute Bewertungen sammelte. Zu Recht, wie ich meine. Unter dem Strich ist die Neuverfilmung tatsächlich der bessere Film gegenüber der TV Produktion aus den 90er Jahren und sollte auch von Horror-Enthusiasten und denen, die es noch werden wollen, gesehen werden.