Disney macht, was die Disney die letzten Monate eben so macht. Es gräbt alte Marken und liefert uns eine Neuauflage oder eine Fortsetzung. Genauso passiert auch jetzt mit Toy Story. Mit Toy Story 4: Alles hört auf kein Kommando kommt nun der vierte Ableger dieser Reihe. Es hat sich vieles verändert, aber der Spaß am Sehen ist geblieben.
Toy Story 4 erzählt und die Geschichte von Woody und seinen Spielzeug-Freunden weiter. Mittlerweile befinden sich die Spielzeuge nicht mehr bei Andy. Dieser ist herangewachsen und geht mittlerweile auf das College. Bevor Andy auszog, konnte man in Teil 3 der Reihe sehen, wie dieser sein Spielzeug an die nächste Generation weiter verschenkte. Nun ist die kleine Bonny Besitzerin dieser Spielzeugsammlung. Zu Beginn des Films erleben wir, wie Bonny’s Entwicklung sich auf den Gebrauch des Spielzeuges auswirkt. Wie es nunmal in einem Kinderzimmer voll mit Spielzeug ist, da findet nicht jede Ware den täglichen Gebrauch. Ich selbst habe eine vierjährige Tochter und darf unterstreichen, wie war es doch ist, dieses Verhältnis zwischen Anwendungen und Lagerei.
Generell ist aber auch Bonny ein völlig anderer Typ als Andy. In erster Linie ist sie ein Mädchen, welches zum einen deutlich jünger ist als Andy im ersten Teil von Toy Story und somit natürlich auch andere Interessen in ihren Spielgewohnheiten verfolgt. Hierdurch kommt es nun, dass Bonny Woody „vernachlässigt“. Dies ist für Woody eine völlig neue Situation. Es liegt in der Natur des Spielzeug-Cowboys seine Besitzer unterhalten zu wollen und immer für diese da zu sein. Aus seinem Lagerraum im Schrank beobachtet Woody dann, wie Bonny zu ihrem ersten Vorschultag muss. Die Eltern weißen das Mädchen daraufhin, dass Vorschulkinder üblicherweise kein Spielzeug mitnehmen dürfen. Dennoch schleicht sich die Cowboypuppe in den Rucksack des Mädchens um emotionale Unterstützung bieten zu können. Ohne selbst gesehen zu werden, schafft Woody genau das.
Anschließend geht es für die Familie noch ein paar Tage in den Urlaub bevor die der reguläre Vorschulalltag beginnt. Auf der Familienreise zu einem Jahrmarkt trifft Woody auch auf eine alte Bekannte. Porzellinschen gehört mittlerweile zu den Kategorie verloren gegangenes Spielzeug. Sie und ihre neuen Mitstreiter sind somit herrenlose Sachen. Und genau darin liegt der behandelnde Kern des Films. Er schildert, was mit Spielzeug passiert, welches in Vergessenheit und anschließend verloren gerät. Aber ganz Toy Story – like geht es wieder um Freundschaft und um das Thema falsche Erwartungen. Der Film schafft es ähnlich, wie seine vorangegangenen Teile, alle gewählten Themen kindgerecht aufzuarbeiten und lässt uns, ganz wie wir es von Disney der alten Schule gewöhnt sind, am Ende zufrieden zurück.
Humor und Technik von A Toy Story
Der Humor ist in fast allen humoristischen Sequenzen auf den Punkt. Dabei liefert der Film auch Humor für die unterschiedlichen Altersklassen. So gibt es offensichtlichere Gags für das jüngere Zielpublikum genauso wie subtileren Humor für die Eltern, die ihre Kinder in den Film begleiten. Dadurch biedert sich der Film erfolgreich fast jeder Altersklasse an.
Besonders dabei hervorzuheben, ist das Verständnis der Animateure für die Bewegungsmuster der Spielzeugfiguren. Dies wiederum ist auch eine gute Überleitung zu dem Thema „technische Umsetzung“. Viele von uns haben noch im Hinterkopf, wie aufregend der erste Teile von 1995 war. Welche Ansage an die Filmindustrie dieser Film war und welche neuen Wege beschritten wurden. Zugegeben, nur die wenigsten Besucher achten vielleicht drauf, aber ich selbst war geflasht von der Umgebung, die den Figuren geboten wurden. Insbesondere im Rahmen der Handlungsstränge innerhalb des Second-Hand-Ladens, durfte ich den Detailreichtum der Umgebung mit nach unten geklappten Kiefer bestaunen. Technisch ist der Film zwar nicht ganz so bedeutend, wie der erste Teil für seine Zeit, legt aber dennoch die Messlatte für kommende Animationsfilme nochmal deutlich höher.
Konsequenzen des Alters – Synchron-Problem
Nicht nur Woody und seine Freunde müssen mit den Nebenwirkungen des Älterwerdens umgehen lernen, der Zuschauer muss dies ebenso tun. Entgegen der Synchronsprecher-Besetzung im Original, muss der deutsche Zuschauer mitbekommen, wie es sich anfühlt, wenn etablierte Rollen neu besetzt werden bzw. besetz werden müssen. Leider ist Woody’s deutsche Synchronsprecher Peer Augustinski vor ein paar Jahren verstorben. Augustinski war unter anderem die deutsche Synchronstimme von Robin Wlliams aber eben nun auch von Woody. Entsprechend musste diese Stimme neu besetzt werden. Und hierbei zeichnet sich ein Trend im Synchronsprecherbusiness ab, den ich stark verteufle. Anstatt auf geschulte Sprecher zu setzen versucht man zunehmend mit medial bekannten B bis C Promis zu arbeiten um dadurch mehr Leute ins Kino zu locken.
Genau dieser Fehlschluss lässt mich zunehmend unter schlechten Synchros leiden, dass obwohl wir Deutsche eigentlich einer außergewöhnlich gute Synchronisationsbranche haben. Besonders gelitten habe ich beim Film Vaiana, der durch seine deutsche Synchro (Andreas Burani) fast jeglichen Reiz des Originals verloren hat. Bei Toy Story 4 ist es ähnlich. Woody wird ersetzt durch Bully Herbig, kann man, sollte man aber nicht. Die Kartei an guten deutsche Synchronsprechern, die wohlgemerkt ihr Handwerk verstehen, ist groß. Nicht unerschöpflich, aber groß genug um diese Rollen besser besetzen zu können. Besonders hart trifft es wieder eine Nebenfigur.
Der Stuntfahrer Caboom, im Original gesprochen von Keanu Reeves, wird synchronisiert von Michi Beck. Die Macher des Films haben sich schon bei den Figuren etwas gedacht. Unter anderem, welche Tonalitäten für die Figuren am besten passen. In der deutschen Fassung hat man sich offensichtlich keine Gedanken darüber gemacht. Wieso fällt es uns so schwer, die passenden deutschen Synchronstimmen zu den US-Schauspielern zu wählen. Gerade im Falle von Toy Story, wird dies nicht weniger Leute ins Kino treiben als zuvor. Ich wage sogar zu behaupten, der deutsche Zuschauer gibt einen Scheiß drauf, ob man extra Michi Beck für die Rolle bekommen konnte.
Fazit
Trotz meiner Synchro-Nörgelei ist A Toy Story ein hervorragender Film geworden. Obwohl die Disney-Formel, vieles der Handlungs vorahnen lässt, ist man super unterhalten. Und wie auch schon in Pets 2, hatte ich meine Tochter dabei und generell gilt: Hat sie Spaß, dann habe ich den auch! Die vermutlich letzte Teil dieser Marke bietet einen hervorragenden Abschluss (auch wenn ich dachte, dass Teil 3 diesen auch schon bot). Ich habe nun das Gefühl mit der Geschichte rundum Woody endlich abschließen zu können ohne bis dahin eine Minute meines Lebens verschwendet zu haben.